Jamie Woon – Mirrorwriting

Zu schön um wahr zu sein!

M
Ahh diese Schmerzen! Diese Entscheidungsschmerzen! Sollen wir Sand an den Strand, Eulen nach Athen oder Humorlosigkeit zu deutschen Minimaltechnoproduzenten tragen und schreiben, worüber jeder schreibt?


Ging uns schon bei James Blake so. Und vor lauter Zaudern und Zögern wurde dann das Album doch so alt, das wir uns keine Rezension mehr getraut haben, weil die Entschuldigungsarien dann doch zu peinlich geworden wären. Aber bei Jamie Woon’s Debut kann ich nicht anders, denn es würde sonst wieder ein Auslassventil unseres missionarischen Eifers ungenutzt werden.


A pro pos James Blake, mit dem wird der arme Jamie Woon auch ständig verglichen. Weil es eigentlich auch ne Menge Gemeinsamkeiten gibt:


– Jüngling singt (Chanson, Singer/Songwriter, Folk)


– macht die (spärlichen) Beats selber, denen mal in der Genanalyse Vorväter in der britischen Dance Musik nachweisen kann


– kommt irgendwie underground, oder künstlerisch zerzaust, aber auf keinen Fall mainstreamig rüber




Und weil halt eben auch mal ein Drumloop rattert oder ein 2step break zart dahin aeh -fleucht oder ein Bass erscheint, dessen Großvater in seiner Jugend mal ein Wobblebass war, werden James Blake und auch Jamie Woon ausnahmslos von allen elektronischen Amtlichkeitsmedien gefeiert, die um Popmusik oder Vocalfolk eigentlich einen großen Bogen machen.


Seitenweise wird dann alles mögliche da reingedichtet: Ob das nun Post-Dubstep oder Post-Post-Dubstep sei und wie und was und Tiefe und Weltschmerz da drinliegt. Man google bitte Jamie Woon und lese allerhand informatives. Erspare ich mir hier.


Solche Deutungsversuche sind mir auf Grund meines streng konsumistisch (wer was auf sich hält, sagt nun laut: “kommerziell, konsumgeil und platt” dazu) veranlagten Rezeptionsmusters natürlich viel zu hoch. Das verstehe ich nicht und es klingt wenig natürlich.


Was natürlich viel, viel besser klingt, ist Jamie Woon’s Musik: Sie klingt wie ein von Justin Timberlake, Burial und Depeche Mode durch künstliche Befruchtung gezeugtes 2011er Soulpopkind: Unter die Haut gehende Soul / RnB Vocals treffen auf (man verzeihe mir inflationäre Verwendung dieses Wortes) sparsame Elektronikgerüste. Soul wie er sein soll mit einer Samt-undSahnestimme par excellence.

Schlichtweg ein Hammer. Reinhören und sofort verlieben!

Unsere Anspieltipps:
  • 01. Night Air
    Gibts ‘ne Menge Geschichten im Web dazu, wie das entstanden sein soll. Lieber ignorieren und anhören.
  • 02. Street
    Das meine ich irgendwie mit Depeche Mode.
  • 03. Lady Luck
    Mein absolutes Lieblingstune. Und die Beats. Und der Gesang. Und überhaupt alles! Justin Timberlake wünscht sich wohl heimlich immer, er könne mal so einen Track machen.
  • 04., 05, 06, 07, 08, …
    Komisch, wollte eigentlich alle Tunes hier zu den Anspieltipps listen. Seufz.

In das Album reinhören:

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