Mistabishi – Trip

Selbstmarketing ist alles

M
Wer schnell steigt, kann auch schnell wieder fallen. Mistabishi schoss vor rd. drei Jahren mit einer Hand voll Tunes von null auf hundert, erste Single gleich auf Hospital, geniale Story vom “gefeuerten Investmentbanker zum DnB Wunderkind”, exzentrische Interviews, ober-arrogante-Koks-Statements schon nach der ersten Single (“also ich will nur mit unbekannten Sängern arbeiten, um sie groß zu machen. Mit bekannten Sängern will ich nicht arbeiten…”), mit Printer Jam einen DER Knallertracks geliefert.

Ebenso schnell gings aber bergab. Das erste Album eher enttäuschend, da außer den bekannten Tracks eher Flickschusterei geliefert wurde. Und da jeder DnB producer sein Geld ja nicht mit dem Verkauf von CDs sondern mit DJing verdient, wurde er auf einen DJ-Schnellkurs geschickt, damit er all die Gigs absolvieren kann.

Und dann kam Ende 2009 der sog. Bishigate “Skandal”, als er beim Miming erwischt wurde, d.h. statt aufzulegen, spielte er einfach eine vorgemixte CD ab und tat nur so als ob er mixte. Peng wars aus, Hospital lies ihn sofort fallen und er verschwand beleidigt in der Versenkung.

Jetzt ist er mit seinem zweiten Album auf dem eigenen Label NOH Music wieder da. Und mit einer konsistent exzentrischen Background Story. Er ging nämlich buchstäblich ins Exil in den Industrieruinen geprägten londoner Stadteil Hackney Wick und nistete sich dort in einer Ruine ein, schraubt an Tracks, veranstaltet Parties und verlässt das Viertel nicht mehr. Ob das jetzt so ist oder nicht, ist wurscht, es ist ist auf jeden Fall eine schöne Story. Und die Facebook-Bilder mit dem genialen Neighbourhood und den psychedelischen Graffittis sind einen Blick wert. Seinem Stil bleibt er sogar beim Pressrelease treu, der den Markenkern trifft wie selten und den wir hier mal frech zitieren:

In early 2010, a rouge electronic musician journeyed into an isolated East London industrial estate and setup temporary accommodation in a disused clothing factory. Armed only with antiquated studio-hardware, a polybag full of Shulgin’s finest, and reinforced by a nearby Funktion One vendor, he set about creating the conditions for a series of musical events on his own terms.

The terms and conditions were simple: *do whatever you want*.

Und so wenig sich am Gebaren geändert hat, ist auch die Musik unverkennbar Mistabishi: noch stärker Electronica-beeinflusst, das übliche Dubstep Tune ist dabei, mal hierhin mal dahin gestreunt, hätte auch bei John-B rauskommen können. Sehr elektronisch eigentlich. Manche Tracks einen Tick zu roh, zu unfertig. Drum*n Bass ist das nur im weiteren Sinne. Also doch ‘ne echte Polybag.

Ergibt ein abwechslungsreiches Elctro-DnB-Album, dass man außerhalb des Clubkontexts gut hören kann. Kommt für mich so frisch und diverse rüber, wie der Künstler das wohl gemeint hat. Klingt jedenfalls nicht wie alles andere. Kann man machen.


Mistabishi on SURUS

Mistabishi im Mitsubishi, wie er mit einer Korg Electribe EMX Konflict’s Messiah nachspielt…

(Soll ja extrem casual aussehen und roh, aber Ich wette, da hat er EWIG drangesessen, das alles nachzubauen, gibt auch ein weiteres Video, in dem er noch mehr Oldschool nachspielt.)

Interview und Bilder und das Video

In das Album reinhören:

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