Herbert – Bodily Functions (2001)

Wir sagen: zeitlos schön!

Connaisseur_J sagt dazu:
Ok. Das der Typ der Wahnsinn ist steht ausser Frage. Ob er als Matthew Herbert nun Jazz macht, als Doctor Rockit Electro-Jazz-Sample-Gefrickle oder eben als Herbert House-Mukke. Unvergessen bleibt mir eine der ersten Nummern als Doctor Rockit, in der nur ein Sample vorkommt: Der Sound wie jemand von einem Apfel abbeisst. Faszinierend. Und pünktlich zum erscheinen seines Albums "Plat du Jour" für das er Grillparties gesampelt hat beschäftigen wir uns mit seinem Album "Bodily Functions" aus dem Jahre 2001.

Meines erachtens liegt hier eine extrem gelungene Mischung aus Jazz,Downbeat und Housestücken vor. Der Gesang von Dani Siciliano tut sein übriges zur wunderschönen Stimmung, die dieses Album verbreitet. Melancholie gepaart mit Glück! Ja ich gestehe: Wenn ich "The Last Beat" höre habe ich Tränen in den Augen. Das Stück ist eine Klasse für sich und eine nochmalige Abwechslung zu den Jazzstücken und den unendlichen Weiten seiner Housetracks. Diese Stücke sind perfekt gemacht. Haben alle einen Spannungsbogen und immer wieder überraschende Wendungen. Herbert ist für mich der Romancier unter den House-Mukke-Bauern. Immer angenehm zu hören und ein Meister der Peripetie. Als Peripetie bezeichnet man seit Aristoteles den Handlungsumschwung, den Wendepunkt einer Geschichte, eine durch plötzlichen Umschlag bewirkte Lösung des Knotens. Der Umschwung sollte sich dabei möglichst aus der Handlung selbst ergeben, nicht übernatürlichen Ursprungs sein und auch nicht von auÃ?en kommen. Irgendwie fühle ich solche Umschwünge auf diesem Album und einzig die Ã?bernatürlichkeit kann ich nicht ausschliessen. So, nun ist genug getan für Bildung und Huldigung. Ich sage: Hört Euch das mal an. An einem schönen Abend, draussen, unterwegs, in der Badewanne, beim sich ausziehen und vergnügt miteinander kopulieren, auf der Tanzfläche, alleine zuhause auf dem Sofa, beim kochen, an Regennachmittagen…….. und spürt wie schön das Leben ist.

Anspieltipp:

  • 7. The Last Beat
    Umwerfend schöne Nummer, was soll ich sagen?
  • 8. You saw it all
    You are not my only sense you are one of a few…………………………..
  • 14. The Audience
    Sehr vielseitige und abwechslungsreiche Nummer. Das meine ich mit seinen Handlungssträngen und �berraschungen.

Connaisseur_M sagt dazu:
Erstmal Lob an Connaisseur_J, der unser Vergehen, diese Platte seit 2001 übersehen zu haben, nun mit den "Plat du jour" Release überspielt. Respekt. Vergangenheitsbewältigung geht genau so. Dann wären auch die Renten sicher! Nun zum oben gesagten und zur CD: Entgegen Peripetie, Papeterie und Paranormalie geht’s mir hier eher um Herbert’s Peripherie. Will sagen: This guy’s got balls! Und zwar richtig!

Beim durchskippen der Tracks hat es mich buchstäblich eingesogen. Ich konnte im ersten Anlauf nur 2/3 der CD durchhören. Zu intensiv die Eindrücke, zu viel neues, schönes, geniales. Dannach konnte ich mit feuchten Augen kaum einschlafen. Nein, das ist nicht übertrieben. Auch Connaisseur_J sitzt mit dem Ding morgens weinend in der S-Bahn! Ich hatte damals die Reviews gelesen und mir das Teil nie angehört, aber das es sich um so etwas "erdbodenbrechendem" handelt, war nirgendwo zu lesen. Schuld sind immer die anderen. Danke Journalisten!

Die einzelnen Lieder laufen nicht einfach durch. Es loopt – auch wo klassische House Rhythmen zum tragen kommen – kein Track so rum, sondern diese Stücke "passieren" wirklich. Es wird etwas erzählt, Spannungsbögen auf- und abgebaut. Jazz, House und Electrogefrickel vermischen sich so, als wären es nie getrennte Styles gewesen. Herbert spielt so geschickt und ausgiebig mit Sounds, Harmonien, Melodien und Stimmungen, wie ich es so einfach selten gehört habe. Beim erneuten bewussten hören (so was hasse ich ja eigentlich wie die Pest, das bewusste hören) fallen einem jedesmal andere Details auf. Auch ganz schön unverschämt, wie sich "Balladen", Jazz Standards und House Tunes abwechseln. Nur auf 03."Foreign bodies" hätte er verzichten können.

Selten habe ich etwas so schönes, so geniales gehört. Danke Herbert! Meister!

M’ Anspieltipps:
Einzelnes herauszunehmen ist schon fast Frevel, aber trotzdem:

  • 02. It’s only
    Die Einstiegsdroge in Herbert’s wunderbare Welt. Das Wort "Hookline" muss neu geschrieben werden. Schreit nach derben Drum’n Bass Remixen von Nu:Tone… (jaja, Connaisseur_J ich weis, DAS ist Frevel at it’s best…)
  • 04. Suddenly
    Housig, jazzig, Melodien für Millionen! Herbert-in-a-Nutshell
  • 08. You saw it all
    Gemein! Connaisseur_J und ich finden so oft bei CDs unabhängig voneinander die selben Tracks gut. Verwandte Geister. Dieser Track ist eine Offenbarung. Das Highlight. Das Wort "bewusstseinserweiternd" umschreibt es nur unzureichend. Digitales Glück. Und wer wissen will, woher die Drums kommen, solle sich "Arkanoid" von Martin Galway anhören (nur die 4. Stimme). Und aus welchem Rob Hubbard Stück das Lead-Arpeggio kommt, habe ich vergessen.
  • 14. The audience…
    …is definitely sowas von listening, aber Hallo! Wohl sowas wie ein Herbert "Clubhit". Warum war das nicht auf allen Compilations? Gibts davon Peaktime Remixe? It belongs to the very very top.

Danke! Danke! Danke!

In die CD reinhören:

One Reply to “Herbert – Bodily Functions (2001)”

  1. Ok, so langsam wird das hier ja zu einer schönen Tradition ;O) Aber habt ihr dieses Meisterwerk wirklich all die Jahre nicht gekannt? Kann ich kaum glauben. Ich werde trotzdem den Teufel tun und euch meine persönlichen Must-Haves sagen, solange ihr auch ohne dermaÃ?en glücksberauschte Elogen verfassen könnt ;O) “You Saw It All” ist übrigens in der Tat der absolute Wahnsinn. Die neuen Sachen gehen mir persönlich nicht mehr so rein, aber das liegt wahrscheinlich eher am Hype, der mittlerweile um Herbert gemacht wird. Bin mal gespannt, was ihr als nächstes für euch (wieder-)entdeckt…

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