Logistics – Now / More than ever

Wir sagen: Jetzt erst recht!

Connaisseur_M:

Es muss euch wie eine Ewigkeit vorgekommen sein. Mehrere Monate, ach was sag’ ich: Eine gefühlte Ewigkeit ist verstrichen und wir haben hier keine Hospital CD mehr in’s Nirvana gelobt. Doch nun genug der Abstinenz. Ausgesessen haben wir die leicht gelangweilten Reviews der Fachpresse über die vergangenen Alben und EPs, die eine gewisse Sättigung bei Hospital erkennen lie?en. Und bevor das Jahr rum ist haben wir’s dann doch gemacht. Wir können uns hier ja die Rosinen rauspicken und warten: Aus das erste Album von Logistics zum Beispiel!


Ich halte es ja immer noch für einen Promo-Gag, dass er tatsächlich der kleine Bruder von Nu:Tone sein soll. So viel Drum’n Bass in einer Familie. Und dann auch noch gleich ein Doppelalbum als Debut! Ganze 24 Tracks sind auf zwei CDs verteilt. Die erste CD “Now” beinhaltet den klassischen Hospital Liquid Sound (Böse Zungen nennen das “Drum&Bass für warmduschende, verweichlichte alte Säcke, die auf der Tanzfläche nicht mehr lange durchhalten können“. Ha! So wenig!), CD2 (“More than ever”) den nächsten Schritt für Logistics, in Form von eher düsteren Break-Steppern, “die Ihren historischen Anknüpfungspunkt bei No-U-Turn-Platten der 90er suchen“. (Hach, endlich darf ich auch mal so doofe gekünstelte Journo-Sätze schreiben). Also weniger Disco-Euphorie, sondern mehr Deepness und Electro.


Daher auch die Bewertung streng getrennt nach den beiden CDs:

CD1: Also CD1. Erstaunlicherweise (?) eine CD, die man fast gar nicht anhören muss, um sie zu bewerten. ?ber die Formel HOSPITAL + LOGISTICS + TITELNAMEN WIE “Falling for you”, “Haunted by her yesterday” oder “Every beat of the heart” kann man herleiten, wie sie klingt: Hier wird der uns so wohlvertraute liquid label sound nach allen Regeln der Kunst zelebriert.

Also eigentlich Disco DnB, wobei das ja nicht sagen darf. Sicher, das Genre wird hier nicht gerade neu erfunden, dafür aber druckvoll und mit viel Liebe zum Detail perfektioniert. Und auf eine besondere Weise ist das alles – trotz Bläsersatz und üblicher Euphorie Hooks – an vielen Stellen noch ziemlich “deep” dazu. Die Tracks sind alle auf hohem Niveau, so dass die schiere Anzahl fast schon erdrückend erscheint.

Wie lange er wohl dafür gebraucht hat? I’m so deeply impressed.

Wenn also das Album eine Tauchexpedition ist, dann ist CD1 der Scuba-Dive in ein buntes Korallenriff. Farbenfroh und voller Schwärme, die , eh, schwärmen.


Anspieltipp:

  • 03. Everything is illuminated

    Bläsersatz und Trademark-Bass ergeben zusammen einen Track, der sowohl Pflicht als auch und Kür sein kann. Gleichzeitig.
  • 07. Take me to the bridge

    Die Piraten entern das Schiff und schreien dabei laut “Disco“! Also dann bringen wir sie eben direkt zum Captain. Der breakt schon auf einem erstklassigem Sand-Schotter-Gemisch, den er zuvor auf dem Holzdielenboden verstreut hat. Die Piraten sind dann auch schnell besänftigt und tanzen mit. Wir können dank dieser guten Logistik (sic!) weitersegeln.
  • 11. City Life

    Melancholie auf 170 BPM. Mit nur einer handvoll Elementen wird eine perfekte Herbststimmung erzeugt. Selten hörten sich herunterfallendes Laub schöner an (im Zeitraffer zumindest).

  • 13. Cascade of colour

    Schon wieder Tiefenforschung. Und je weiter man sinkt, desto stärker wird der Druck. Komische Unterwasserwesen schweben, andere zucken vorbei. Wir müssen doch gar nicht mehr soo früh auftauchen, oder?

CD2:Wir befassen uns mit der Erforschung der dunkleren Höhlen des Ozeans im U-Boot. Was oft in einem Inferno aus Presslufthammer-Orgia und Tsunami-Wellen-Bass endet. Hier kommt aber genau das Quentchen “liquide” Euphorie und Arrangement dazu, um die Tracks interessant zu halten. Weit, breit und vielfältig stellt sich der Tiefseegraben dar, um mal bei dem Bild zu bleiben. Manchmal erinnert das auch an Calibre. Schon wieder ist die Masse und Klasse beeindruckend. Wir sind also wirklich in der Nautilus gelandet.


Anspieltipp:

  • 02. Girl from Mars

    Hier brennt einfach alles. Unterwasservulkan. It just kicks!
  • 05. Release the pressure

    Selten war der Name so Programm. Was für ein Burner. Torpedo auf Weg an die Wasseroberfläche. Diesmal wird der Kollisionskurs sogar ausdrücklich empfohlen.
  • 07. Colour Wheel

    Walgesänge mal anders: So klingen die Bässe der Männchen 1000 Meter unter dem Meeresspiegel
  • 11. Now more than ever

    Klingt, als kenne man es schon ewig. Der Track hat es sowas von verdient, der Namensgeber der CD zu sein.

In die CD reinhören:

Bei Amazon anhören
Bei Hospital Records anhören


One Reply to “Logistics – Now / More than ever”

  1. wow hospital stirbt. sehr traurig. logistics war mal fresh aber dieses album is nur beschissn, was is mit high contrast passiert.. seien wir mal ehrlich, alles fürn ARRSCH

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