Neulich an der Käsetheke
oder der Wert der Ware Musik |
Connaisseur_M:
Bei der CD handelt es sich um eine Promotion CD der Firma “Frico Frischkäse leicht & lecker” mit dem Titel “Wellness Feelings – Regina’s (Halmich) liebste Wellness Songs“.
Eine Compilation mit “Chill Out Songs”, für welche die Boxerin Regina Halmich (im Rahmen der gerade laufenden Kampangne) als Testimonial gebucht wurde.
Es war sofort klar, dass wir das hier besprechen müssen!
Vor allem, weil sich daraus wunderbar zwei Seiten der Medaillie konstruieren lassen:
- Diejenige Seite, die vor Schmerz aufheult, weil man diese CD als ein besonders krasses Beispiel für den Verfall der Wertes von Musik auffassen kann. Wenn Musik als Giveaway beim Käsekauf mit dazugepackt wird, wie viel ist dann die “Ware Musik” dem Konsumenten noch Wert? Wenn es stimmt, dass was nichts kostet, auch nichts taugt, na dann gute Nacht.
- Auf der anderen Seite kann man dies als gelungene Promotion bezeichnen. Was gibt es für einen besseren Weg, Menschen von Alternativen zum Kommerzradio zu überzeugen als ein Giveaway mit dem Konterfei eines bekannten Testimonials? Wie unterschwellig wird der Name des Sponsors in die Welt des Konsumenten “geplaced”, wenn die Freundin dann fragt “was läuft denn da?” und die Antwort lautet “diese Käse CD von Frico”? Ist das nicht “applicational music” in ihrer reinsten Form? Die CD soll nur dazu da sein, angenehm im Hintergrund zu laufen. Die Titel sind alle so wahnsinnig nichtssagend und klischeehaft, dass Connaisseur_J die CD bewerten wollte, ohne sie angehört zu haben.
Ich verweigere eine klare Entscheidung für eine der beiden Seiten. Jedenfalls ist so ungefähr die Hälfte der Tracks aufgrund des allerwelts-Lounge-Charakters durchaus dazu geeignet, sie nebenher laufen zu lassen, die andere Hälfte ist unerträgliches “Ethno” und “Wellness” Gedöns. Aber hey es ist eine Käse-CD for free. Mich begeistert das irgendwie…
Connaisseur_J:
Hab das Ding angeschaut, angehört und mir nichts sehnlichster gewünscht, als da? Du in naher Zukunft nurmehr Wurst i?t. Und der Käsetheke und ihren vermeintlichen Verlockungen widersteht.
Oder wenn schon, dann möchte ich wenigstens nicht den musikalischen Schrott bewerten sondern mit Dir über Harzer, Husumer und Deichkäse diskutieren.
Denn ganz ehrlich: klanglich ist das eine Zumutung. Selbst wenn das im Hintergrund läuft, verbiegen sich mir bei den schlechten Bläsersätzen nicht nur die Fu?nägel.
Von mir aus darf man Musik als Beilage verschenken. Wenn Sie aber so klingt wie die Begleitmelodien eines Yamaha Synthies aus den 90iger Jahren ist geschenkt noch zu teuer! Deswegen Kollege:
Achtung vor Anbiederungen an der Käsetheke, denn Bestechung ist Prostitution!
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