SBTRKT – wonder where we land

Des maskierten Melodiekaisers neue Kleider !?

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SBTRKT veröffentlicht nach einer gefühlten Ewigkeit mit “Wonder where we land” den Nachfolger zu seinem Debutalbum. Jahrhundertelang gab es außer einer EP, Resteverwertung und kurzen Soundloud Schnipseln nichts neues. Seine online verfügbaren DJ Sets waren größtenteils sehr ähnlich, er spielte seine Tracks des Debut Albums einfach immer und immer wieder.

Dazu hatte er bei dem Erdrutschsieg eines Debutalbums ja auch allen Grund. Und anstatt man sich daran satt hörte, weckte er nur mehr Verlangen nach neuem Material. Und da kann er in 2013 bei einem adriatischen Festivalset auch einen Moderat Track aus 2006 droppen und die Menge zum Ausrasten bringen. Oder 2012 bei einem ebenfalls adriatischen DJ Set direkt am Strand dem geneigten, ihm treu ergebenen Connausseur einen einmaligen kurzen Blick in die Zukunft geben. Ein kurzer Blick nur in ein retrofuturistisches Morgen.

Und jetzt der Nachfolger: sperrig, monolithisch, exzentrisch, unverschämt, frech, nicht kategorisierbar, unerträglich, unerträglich schön.

Das Album ist 100% SBTRKT mit allem was dazugehört: Ein hektisches Gezitter aus Chiptune Arpeggios, Marimbas, Geklingel, Farfisa und unendlichen Strings. Dazu 808 Snares und hektische HiHats. Gezuckert mit dem Geheul und Gewimmer von Samphas Textfragmenten, das unmöglich irgendwo hin zu passen scheint.

Diesmal hat er den Soundkosmos noch in Hall, Reverb und Echo ertränkt. Noch mehr Störgeräusche und Gefiepse, noch mehr über-hektisches Geklöppel und Gezische das wohl die Drums sein sollen.

Und er bleibt der Un-demaskierte König der Melodien. Simple, poppige, traurige Fragmente, die er nicht arrangiert sondern eher kollagiert.

Oder?


In weiten Teilen ist es eine Ansammlung von nervösen Melodiezuckungen, ertränkt in einem Meer aus Hall. Ab und an überlagert und gestört durch hektisches Gezischel und Gefiepse.

Die Tracks erscheinen größtenteils bestenfalls unfertig. Über 4 Minuten Länge kommt er nicht raus, oft sind es nur 2 Minuten aneinandergereihter Patterns ohne Arrangement. Melodiefetzen werden durch Filter und Hall gejagt. Stellenweise klingt es wie das herumspielen mit neuen Plugins. Durch Gesang oder Raps einer ganzen Armee von credibilen Guest Vocalists wird häufig kaschiert, wie wenig da eigentlich passiert.

Andere hätten diese Stücke als “Test 23.wav” oder “New Plugin filter try A.wav” auf der Festplatte. SBTRKT macht daraus ein ganzes Album psychedelischen Exkursionen, die im nüchternem Zustand vielleicht einmal als einfache Pianoballaden geboren wurden.

Auch die weiteren Arbeitsschritte des Schaffensprozesses bleiben dem Hörer verborgen:
Haut er diese fragmentierten Melodiefetzen und Patterns in wenigen Stunden raus und ist so frech sie als fertige Tracks auf CD zu bringen?
Oder schafft er 10 Minütige Monumente mit 40 Spuren, nur um sie dann in dreimonatigen selbstzerstörerischen Überarbeitungsmarathon (inklusive Selbstverstümmelungsexzesse) auf 3 Spuren und 2 Minuten zu reduzieren?

Man weiß es nicht und irgendwelchen Interviews würde ich nicht glauben, das ist alles blose Inszenierung. Mystifizierung eines genialen Künstlers. Oder Marketing-Gag eines Arbeitsfaulen? Des maskierten Kaisers neue Kleider?

Die Summe dieser Teile ergibt wahlweise das Werk eines unkategorisierbaren irren Genies oder eines kühl kalkulierenden Scharlatans. Ein Meister. Niemand klingt wie SBTRKT.

PS: An alle C64 Kenner: SBTRKT ist der Fred Grey der Neuzeit!

PS2: Blasphemisch sei hier nur kleinlaut moniert, dass er es nicht geschafft hat, dem Garage Übertune aller Übertunes (Living like I do) einen würdigen Nachfolger zu erschaffen

Unsere Anspieltipps:
  • 08. Temporary View
    Ds hörbarste Highlight des Albums. Rinse FM Daytime Radio. The definition of Uberpopbalade.
  • 10. Everybody knows
    Verwirrender Titel. Denn NOBODY KNOWS, wie man einen unfertigen Track aus NIHTS klingen lassen kann wie dieses Juwel.
  • 09. New Dorp. New York
    Prince hat eine Überdosis LSD genommen und ist damit in die Vergangenheit zum Filmset der Rocky Horror Picture Show gereist. Und spricht kommentiert da das Geschehen. Eine Unverschämtheit von Track. Wie macht er das?

In das Album reinhören:

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