… oder: the year of the Übertunes
Jahresrückblicke sind für Blogs eher zweifelhafte Deckmäntel zur Generierung unnützen Contents. Für ein Blog wie dieses hier, welches nahezu ein Jahr ohne Veröffentlichung auskommt, geradezu eine Anmaßung.
Doch HALT! STOP! OBACHT! möchte man dem sich bereits weiterklickenden Digitalreisenden zurufen. Denn es herrscht schwere Wohlstandssorgennot im Rezensentenlande. Ohne Scheu kann hier der Begriff der höheren Gewalt ins Feld geführt werden, für den unsere Anwälte jahrelang in den Vertragsverhandlungen mit unserer Rezensentenrückversicherung gekämpft haben.
Denn 2015 war für unseren kleinen Musikkosmos ein Jahr der Superlative. Die Flut an erwähnenswerten Veröffentlichungen (egal ob nun positiv oder negativ) hat uns schlichtweg umgehauen. Wenn bereits während der Hördauer eines neuen Albums schon mindestens ein weiteres veröffentlicht wird, wie soll man da mithalten?
In vielen Ecken unseres beschränkten Musikkosmos ging dieses Jahr also so dermaßen die Post ab, dass sich zunehmend die Frage stellt, was eine Rezension überhaupt noch soll. Wie sollten wir das alles verarbeiten? Die ganzen Debut- und Nachfolgealben von den UK Dancepop A-Listern, den Rudimentals, den Disclosures. Die Flut von Alben unserer UK Bass Helden, den Redlights und Breakages? Ein neues Swindle Album? Die Intensivierung des UK Garage “revivals” mit den T Q Ds, den Flava Ds, den DeadbeatUKs, PVCs? Diese sonische Überflutung mit guten Drum’n Bass Releases? Von Liquid über Rave-Geballer bis Neuro? Die Eneis, Rockwells, London Elektricities, Synkros, Dimensions, BCees, Etherwoods und Breaks (!!)? Dem erstarken des Neurofunk in allen Spielarten? Dem Siegeszug des Grime mit allen Narsties, Stormzys, BBKs? Die zweite Staffel von People Just Do Nothing und deren historisches BBC takeover? Die verkopfte Hippietronica eines Floating Point? UK retro House Veröffentlichungen en masse? Huxley? Ashworth? Fitzi?
Wie soll man in so einer Flut auch nur annähernd 10 oder 20 Tracks in irgendeine Reihenfolge bringen? Die großen Profis haben das hin gekriegt, zumindest mal für einen schmalen stilistischen Streifen. Oder ihr könnt stundenlang lesen was Szenegrößen für best-of-tunes haben.
So müssen wir unumwunden zugeben, an dieser Herausforderung zu scheitern, ja diese nichtmal ernsthaft anzugehen.
Klar gibt es sure shots, aber auch die sind endlos:
- Eric Pryds – Opus (Four Tet remix)
Dessen Debüt wir live verfolgen durften. Oder sagt man da schon “empfangen”? - Noisia & the Upbeats – Dead Limit
Kein Tune lies sich in 2015 besser mit Mr. Happy kombinieren als dieser. Und ja, er ist in JEDER best-of-2015 Liste - Joris Voorn – Fabric 83
Eine Tiefencollage aus 63 Tracks - Die DJ show von Rebel Sound
- mein Breakfast at Boiler Room mit Connaisseur_T zu Shadow Child
- Volor Flex – Exhale
Als größte Volor Flex fans Deutschlands, hat uns dieser Soundtrack eines intensiven Traums wieder besonders begeistert - Jamie XX – in colour
Endlich darf ich so oft MEISTERWERK sagen wie ich will! Und alle 3 Connässöre durften IHN live erleben. Das beste Album 2015, eines der besten Alben ever jemals und sowieso. - The Erised
Wenn jemand prognostiziert hätte, dass Medschool mit The Erised einen Electro-Pop-Folk Act rausbringen, die gleichzeitig in ihrem Heimatland Ukraine im dortigen X-Factor auftreten und dort zu Popstars avancieren (aber bislang noch kein Visum für UK bekommen)… - …
Aber es ist peinlich und unnötig, denn diese Tracks finden sich in allen Charts gleichermaßen. Aber wenn wir doch nicht anders können.
Was wir aber können, ist, auf einen 2015-Jahresmix der ganz besonderen Sorte hinzuweisen: Joris Voorn, der mit seinem außer-weltlichen Fabric Mix dieses Jahr bereits einen unverrückbaren Meilenstein gesetzt hat (siehe oben), beschließt das Jahr mit einem Mix formvollendeter Anmut und Eleganz.
This. Is. It.
[soundcloud]http://soundcloud.com/mangindavid/joris-voorn-2015-year-mix-1[/soundcloud]