Ausgelatschter geht’s kaum in einem Blog. Dachtet Ihr. Checkt mal die Historik: Langjährige (aka vor langen Jahren einmal) Erfahrung in der Beratung, was man denn nun schenken sollte ist hier zu Hause! Hammer Überleitung, denn es geht um Musik, die man (auch) Personen schenken kann, die nicht jede Hyperdub Katalognummer auswendig kennen oder Ihre Fabric First membership ID. Auf diesen Artikel habe ich mich soo lange gefreut, ist doch der missionarische Auftrag unsere Grundmotivation.
Leuten also, die wehrlos Eurem missionarischen Eifer ausgesetzt sind, die Welt musikalisch ein Quentchen besser zu machen. Zudem beste Entschuldigung, mal Alben zu erwähnen, die wir zu rezensieren verschlafen hatten. Endlich mal wieder tolle Wurst also. Sit Back and Order alles als CD und dann verschenken. Am besten zum neuen Jahr und nicht an Weihnachten, das geht ja dann doch nur unter.
Hier also unsere subjektive Auswahl schöner “Homelistening” Alben des Jahres 2013, die man auch bei kalter Jahreszeit sehr gut hören kann. Ja, man muss alle besitzen. Ja man muss mindestens eines davon verschenken:
Maja Jane Coles – Comfort
Melancholischer Synthiepop für Schlechtwettertage
Das Debutalbum der britischen Ausnahmekünstlerin
(ahhh, endlich mal gerechtfertigt, diese abgedroschene Floskel, nach all den Jahren des Wartens…)
Maja Jane Coles ist zwar erwartet moody nicht der subtile Deeptechnokodex ihrer DJ sets, sondern ein reinrassiges Electropop Album. Songstrukturen und fast immer (weiblichen) Vocals klingt dass wie eine hochpolierte Depeche Mode Platte. Ihre Detailversessenheit, ihr Perfektionismus und ihr streben nach Deepness machen dieses Album zur perfekten Begleitung für Schlechtwettertage.
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Djrum – Seven Lies
Liebeserklärung an die Musik
Hier ist nicht der Platz um angemessen auf das Phänomen Djrum einzugehen (weder auf die Aussprache seines Namens, noch auf seinen steilen Aufstieg). Lieber rein hören in ein Album, daß sicher eine der schönsten Liebeserklärungen an Musik überhaupt ist. Seit gefühlten zehn Jahren hat niemand mehr so schönen “Trip Hop” gemacht. So schöne Collagen aus Samples zwischen Deep, Dub und Down. Ein zeitloses Album formvollendeter Schönheit. Für Endlosschleifenliebhaber, die immer wieder neue Details entdecken wollen. Von allen Alben hier das meiner Meinung nach mit dem größten Klassikerpotential.
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Bonobo – The North Borders
Für Live Musik Liebhaber
Bonobo’s neues Album (welches dieses Jahr auch garantiert überall gehyped wurde) zeigt, dass es gelingen kann, elektronische Musik auch mit Live Instrumenten rüber zu bringen. Darin isser der Chef. Seine Stücke sind allesamt hauchzart, lieblich und behutsam zusammengesetzte Modellbauwerke. Hörbar gewordene Modellbauversionen großer Bauwerke. Alles mit Liebe zum Detail haarklein zusammengesetzt. Streicher, Bläser, Drums, Stimmen alles fügt sich perfekt orchestriert zu monumentalen Stücken, ohne überladen zu klingen oder bemüht. Wer Bonobo live erleben darf, kann kaum glauben, wie viel so eine Musik im Bandkontext dazu gewinnt. Wie selten klingen seine Sampler nicht wie drübergelegt, sondern sind Teil des Gesamtbildes. Von allen Tipps hier das “best gemachte”. Hochpräzisionsmusik.
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Phaeleh – Tides
Romantikstep
Was mal als düstere Fetzen verhallter Dubstep Drones begann ist nun Ambient-Cappucino-Step mit Anspruch geworden. Understatement Meister. Mit angezogener Handbremse 200 fahren muss man erst mal können. Schafft dieses Album alles. Der “Popsong” Storm (feat. Jess Mills) überstrahlt zwar fast das gesamte Album, aber wer den anderen Stücken ihren Platz lässt, wird mit zuckersüßen trancigen Etüden belohnt. Das kuscheligste der Albentipps hier. Trotz der hohen BPM Zahl.
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Moderat – II
Zeitlupenuntermalung für verflossene Feierszenen
Fällt etwas aus dem Konzept und passt nicht rein. Zunächst die Applikativität: Denkt an euer rauschendes Fest, die krasseste Party, das fieseste feiern, das fetteste Festival, die düsterste Clubnacht. Und jetzt stellt euch die schwitzenden, tobenden, bouncenden Partymassen in Zeitlupe vor. Dieses Album enthält die passende Musik, um solche Slow Motion Szenen zu untermalen. Die Briten nennen das passenderweise “Stadium Burial”, weil es 2-step Beats mit melancholischem Gesang und Stadionfüllenden Refrains enthält. Alle die im Winter melancholisch am Fenster stehen und beim ins Grau blicken eine schöne Untermalung ihrer Erinnerung brauchen, sollten dieses Album besitzen. Und wer nach Rusty Nails wieder neues Futter braucht, wird endlich wieder satt.
PS und endofyear-rant: Es ist mir leider völlig unklar, warum solche durch und durch “undeutsche Musik” wie Apparat und Modeselektor sie hier machen, von der heimischen Distinktionsneurotiker-Humorlosigkleitspflichts-Monotondiktaturpresse überhaupt so gehyped werden konnte. Normalerweise werden solch ungerade Beats vorab zensiert oder der 4/4 herbeigesehnt. Ich glaube, die deutschen Rezensenten einschlägiger Meinungsblätter hatten nur die bleichen, bärtigen, berlinerigen Pressephotos der drei Moderatis gesehen und das Album niemals angehört. |
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