Ist MusicalStep im Mainstream Radio die nächste Evolutionsstufe?
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Jemand, den wir hier hoffentlich bald als Rezensenten begrüßen dürfen, sagte – allerdings im Kontext von Alex Clare – den treffenden Satz “Dubstep is a bitch – alle machen mit ihr rum“. Natürlich tut man damit Daniel Stephens und Joseph Ray besonders unrecht, denn Bandwagon jumping betreiben die beiden sicherlich nicht. Der Vergleich passt aber trotzdem gut hierher, denn Nero’s Debutalbum zeigt, wie weit der Dubstep Begriff gehen kann.
Wenn es Stadium Liquid im DnB gibt, dann ist das hier wohl StadiumStep. Tranceflächen, die in den 90ern schon die Enkel von Vangelis waren, treffen auf ultracleane Elektronik und funktionsoptimierte Massenveranstaltungsarrangements mit einem staatlich anerkannten Abgehfaktor und hydraulikverstärkten Drops. Breiter, höher, aalglatter, fetter, polierter, cleaner scheint es wohl kaum zu gehen.
Ein Lehrstück applikativer Musik, bei der an manchen Stellen so dick aufgetragen wird, dass es fast schon Disneyland mäßig daherkommt. Vor allem wenn es theatralisch wird, geht mir das Bild nicht mehr aus dem Kopf, dass man mit dieser Musik so manches (Achtung, dieses Wort dachte ich, wird hier auf diesem Blog niemals vorkommen) Musical untermalen könnte. Zum Beispiel würde doch Fugue State perfekt zu einem Phantom der Oper Remake passen. Da wären die Investitionsruinen-Theater doch ratzefatze voll, wenn mal Nero statt der Originalmusik laufen würde.
Ich finde, dass dieser Sound in Summe ein mehr als gelungener Approach ist, DubStep so massentauglich wie möglich zu machen. Und das es funktioniert, zeigen Charterfolge (Platz 15 Single charts) von z.B. Me and You. Der Sound passt damit wunderbar zu Chase + Status’ Label More Than Alot.
Wer also auf breitwandigen Disneylandstep steht, bekommt hier eine tolle show!
Der eigentliche Grund für die Rezension (neben der Tatsache, dass ich der Meinung bin, das Nero-Album rezensiert haben zu müssen, bevor ich das Camo + Krooked Album bewerte) ist aber die Tatsache, dass es NERO als mir einzig bekannte UK Dubstep Kombo geschafft haben, im deutschen Kommerzradio zur Daytime gespielt zu werden! Jawoll! Ich traute meinen Ohren nicht und begann auch sogleich zu weinen, als am hellichten tage auf bigFM (Privatradio! Ein Provatradio! So ein richtiges!) tatsächlich Promises lief. Natürlich hatte ich sofort Visionen von einer UKBassisierung unserer Gesellschaft und dass nun alles gut werden würde und so.
Bis mir auffiel, dass Promises auch ein Kate Perry Song hätte sein können (bis auf den DubstepMittelteil). Die Jungs haben’s geschafft. Großartig!
- 04. Guilt
Hardtrance Step vom allerfeinsten. Aufgeblasener 90ies Trance, Eurodance und britishness in einem Stadiumtrack wie ihn wohl nur Nero machen kann. Episch im kommerziell klebrigen Sinne. Im Tiesto’schen Sinne. Im Paul van Dyk’schen Sinne. Grandios. - 08. In the Way
Ich behaupte ja ständig, dass alles mögliche auf Dauerrotation bei mir läuft, aber hier stimmt es einfach. Ausnahmsweise mal really really deep. Echovocals, wenige tiefe Elemente und ein Bass wie im Schlussteil von Jeff’s Cafe of Rave ergeben das Clarendon des Dubstep. - 13. Promises
Siehe oben. Dubstep im deutschen Radio. Egal wie Mainstream-poppig das Ding nun sein mag, oder wie unerträglich die Sängerin. Es ist fantastisch!
Nero — Promises – MyVideo
In das Album reinhören: |