Future Sound of Tübingen!
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Ja, die ?berschrift ist cheesy, aber wann hat man schonmal so eine Gelegenheit. Und a propos Gelegenheiten, bei der vierten Auflage der Labelcompilation Ambassadors des Tübinger Drum’n Bass Labels Santorin gibt es alleine schon aufgrund des Produktdesigns eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten für allerlei Grundsatzdiskussionen: über die Entwertung der Ware Musik, der Musikindustrie als ganzem, des Vinylsterbens, des rauhen Windes für Indilabels und der Tatsache, dass kaum noch jemand alleine von Musik leben kann etc. etc.
Ambassadors 4 ist als 4fach Vinyl mit 8 Tracks, als Doppel CD mt 27 Tracks und als 4-fach-Digital-Release mit sage und schreibe 45 (Fünfundvierzig!) Tracks zu haben. Na wenn das mal nicht eine schöne Case-Study für Sememsterarbeiten von Medianakademiestudenten ist. Diese Rezension bezieht sich – ganz in der Tradition unserer Ewiggestrigkeit – auf die CD-Version.
Inhaltlich ist die Compilation die pure Vertonung der Eigenschaften, die man landläufig mit der Labelheimat Tübingen verbindet:
- sehr relaxt ==> Liquid
- stark in Forschung und Lehre ==> abstraktes
- einen Schwerpunkt in Medizin ==> einige der Stücke hätten auch bei Hospital rauskommen können…
- aber doch der Tradition verpflichtet ==> viele Oldschool Elemente
Da hätte Herr Lichtwald sicher auch Zuschüsse vom Stadtmarketing bekommen können!
In Summe überwiegt “elektronischer” Listening Drum’n Bass der fröhlichen, chilligen Sorte, ohne zu sehr verkiffte Deepness bzw. Dullness. “Songs”, “Pop”, “Trance”, “Bläser”, “Strings” und alles was sonst noch dazugehört, bilden den perfekten Wohlfühl Anhör-Drum’n Bass für den Sommer. Es sei Santorin gewünscht, dass sie einige der Stücke nach UK lizensieren können, denn hier wird an vielen Stellen auf Premier League Niveau gespielt!
Summer Cruisin’ geht genau so. Wer auf gepflegte gemächliche elektronische Unterhaltung steht sollte hier zugreifen. ?brigens auch direkt vom Erzeuger möglich. Auch das typisch Tübingen.
PS: Wer die Gelegenheit hat, den Labelboss Lightwood (von uns liebevoll als “der Tanzbär” verehrt) als DJ zu hören, sollte hingehen, um zu erleben, wie man als DJ eine Drum’n Bass Extase one Gebretter, Jump-Up und Machete hinbekommt. Wie oft hörten wir Lightwood ein unfassbares Set abliefern um danach dann “DJ Grö?en” von der Insel zu hören, die dann alles kurz- und klein gebollert haben.
- 1.03 Young Ax – System Of Survival
?ber unsere Begeisterung für Young Ax haben wir ja schon bei seinem Debut nicht hintern’m Berg gehalten. Hier liefert er einen Track ab, der Santorin gleich ein ganzes Sublabel (Sugaphonic) wert ist. Liquid Funk vermischt mit Oldschool Breaks und dem typischen Young Ax Jazz. Die Drums sind wieder eine Offenbarung und ganz am Schluss fliesst dann nochmal eine Prise Acid mit rein. Perfekt! - 1.04 Smote & Stunna feat. Submorphics – Sweet Passion
Se juh Käi is rait hier in Tübinga! Klingt wie ein Logistics Track. Leichtbeschwingtheit galore. - 1.07 Peyo & Grimm – One For Me
Wer auf Liquid a la “True Colors” mit den obligatorischen Streichern liebt, wird das hier auch lieben. Sehr schöner Emo’n Bass. - 1.08 Tyler Straub – Impatient
Ein Bläser Sample und ein Schepperbeat reichen manchmal für einen perfekten Track aus. Klingt wie Parov Stelar auf 175 BPM - 1.12 J-Cut & Kolt Siewerts – The Flute Tune (Radio Edit)
“Das Tune mit der Flöte”. Oldschool Jump-Up vom allerfeinsten mit prägnantem Flöten-Sound. Eigentlich eher was für Renegade Hardware? Hier erscheint es fast fehl am Platz. In sich aber ein Hammer Tune, dass zur Peaktime gespielt werden muss! - 2.01 Parhelia – Birds Are Coming Home
Das Gezwitscher, das Gitarrenmotiv und das Piano machen sofort glücklich. Unfassbar. Warum war dieser Tune nicht auf Hospital’s “Sick Music” mit drauf? Zusammen mit Young Ax mein absoluter Liebling dieser Compilation. - 2.05 Telmo A – Still
Ein Beispiel zum Thema Oberliga: In diesem unglaublich fett produziertem Track schafft Telmo A das Unmögliche und klingt einfach weich, hart, fröhlich, düster, oldschoolig, newschoolig, unterschwellig und in-your-face gleichzeitig. Breitwand-DnB fom allerfeinsten. - 2.06 Dub Tao – Sideways
So geht dann mal ein santorinisches Brett. Ein Track (in dem eigentlich nichts passiert) bei dem man vor lauter Druck nicht mehr atmen kann. Was für eine geniale Walze!
Ja sauber, was neues zum lesen 🙂
Hab reingehört, für gut befunden und bestellt 🙂
Es ist schon sehr sehr fein was da aus dem kleinen Tübingen über die Welt rollt!
Und was den “Tanzbär” angeht, ich möchte darauf hinweisen das es bei mir schon so weit ging das ich hin bin, bei seinem ersten Set abgefeiert habe, über die Zeit des “Wichtig-Wichtig-Engländers” essen gegangen bin und am Ende noch mal die Beine zu seinen Tunes ausschüttelte.
Es gibt in D zwei richtig richtig gute DnB DJ’s! Den Lightwood und den Agent Orange und keine Party braucht mehr als diese beiden Jungs. Qualität bis zum geht nicht mehr!
Und vergleichbar ist es eben auch mit Santorin, da könnten sich mal einige UK Buben ne Scheibe von abschneiden!
Schön hier darüber lesen zu dürfen.
Und gestern im Tübinger Mancuso war wieder einmal Gelegenheit, einen perfekten Drum’n Bass abend zu bestaunen, an dem einfach alles gestimmt hat: Das unprätentiöse Publikum, das feuern will, einen MC, der weis wann er was sagen soll und wann er ruhig zu sein hat und den man dabei auch noch versteht und Lightwood und Telmo A, die an Dramaturgie ein Lehrstück eines Sets abgeliefert haben.
Seamless mixing und die komplette Bandbreite des DnB Spektrums.
*MY HEROES*
checked die dates auf http://www.Santorin.de und geht nach Tübingen ins Mancuso!