Trentemoeller – the last resort

Connaisseur_M:

Zunächst war ich sowohl skeptisch und ungebildet: Letzteres, weil ich von Trentemoeller im besonderen und Poker Flat im allgemeinen keinen blassen Schimmer habe. Und skeptisch, weil hier zwei gefährliche Dinge zusammen kamen: Seitenlange “Homestories” in den einschlägigen Postillen über diesen Dänen und dazu noch ein euphorisierter Jan, der uns das hier wärmstens ans Herz legt.

So was endet sonst immer in stumpfem Gewummer a la Audion.
Wie gut, das diesmal alle Vorurteile Lügen gestraft wurden.


In den Zeitschriften stand, dass sich der “böse Techno-Däne” hier auf seinem Debut Album “ganz ungewöhnlich leise und langsame” Töne anschlägt. Aha. Auf umfangreichen 24 Tracks (2 CDs) kann man sich davon überzeugen. Dabei geht’s querbeet von Ambient-artigen Soundscapes mit Trance-Flächen über Dub-Techno zu “schnelleren” Clubtauglichen Sachen und Frickelsounds a la Holden. Aber auch astreine “Chil Out” Stücke sind dabei, die sich auch vor 7 Jahren auf den einschlägigen Kiffer-Compilations gut gemacht hätten (z.B. 08. “The very last resort“) .

Das Album ist meines Erachtens ein würdiger Teilnehmer unserer heimspiel06-Initiative. Die Tracks sind ausgefeilt bis ins letzte und vor allem Kopfhörertauglich. Für nebenher ist das vielleicht an jeder Stelle was. Aber zum bewussten Hören macht mir das ganz schön Spass. An der einen oder anderen Stelle etwas zu flauschig vielleicht. Dafür werde ich dann aber ein Stück weiter mit knarzigem Geknister wieder auf eine andere Spur gesetzt. ?ber alle Stücke hinweg ergibt sich ein sehr schöner Flow.

Muss dem Empfehler Jan hier wirklich recht geben: Langweilig wirds nicht.

Schöne, staubige Elektronenreise im Zeitlupentempo! Hör’ es zu Hause!

Anspieltipp:

  • 03. Evil Dub
    Die “Dub” Stücke haben’s mir besonders angetan. Hier fügt sich ein Gitarrenriff so harmonisch in die Gesamtmonotonie als wäre das die selbstverständlichste Zutat für diese Art von Musik. Warum das bisher niemandem aufgefallen ist?
  • 06. Nightwalker
    Siehe “Evil Dub”. Jaja, hier passiert absolut NICHTS neues, eigentlich ja gar nichts. Dafür um so konsequenter. Fell in love instantly
  • 11. Into the tress
    Darf man dazu jetzt wieder “Techno” sagen? Ein 303-Groove wabert 7 Minuten lang hin und her und geht ab ohne Ende. Sowas habe ich sooo lange schon nicht mehr gehört. Genial.
  • 05. Chameleon
    Der Titel sagt es schon: Die sounds passen sich exakt der Umgebung an, so dass man gar nicht merkt, das überhaupt Musik läuft. Erst wenn man sich drauf konzentriert, bemerkt man es. Und bewundert es dann umso mehr. Killer.

Connaisseur_J sagt dazu:

Und noch mehr Elektronik und auch Minimale – nur um zu zeigen, dass es auch anders geht. Mein kurzes Fazit:

Ich bin begeistert
Auch wenn ich eine klare Tendenz zur CD Nummer 1 habe, weil da einfach noch ein bisschen mehr passiert. Aber über dem Allgemeinen will ich mich heute mal gar nicht so lange aufhalten, sondern einfach niederschreiben was mir beim Hören zu einigen Tracks so eingefallen ist:

  • Into the Tress (Serenetti Part 3)
    Lange nichts mehr gehört was so unbedingt nach vorne geht und dabei dennoch so diskret ist. Eine marschierende Minimal-Armada, die sich im Gleichschritt bewegt und dabei keine Gefangenen macht bis sie von einerm Schwarm Schmetterlinge angegriffen & überwältigt wird – anders kann ich mir die Ambient-Breaks nicht erklären.
  • The Very Last Resort
    Bitte, bitte lieber Quentin (Tarantino) dreh’ mir zu diesem Track das Video!
    Was genau ist das? Minimal-Downbeat mit Western Gitarren Einschlag? Genial, düster, verstörend.
  • Snowflake
    Catch me with your Kitsch and warm my heart, little snowflake. Also, diese Skandinavier……….
  • Take me into your skin
    Genial – schlichtweg genial. Ein schelmischer Geniestreich, total straight produziert, ohne ?berraschungen und vielleicht genau deswegen so mitreissend. Ich habe Tränen in den Augen beim Hören – und das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Chapeau!
  • Evil Dub
    Ich sag’ nur Minute 3:28. Schöne Minimal-Nummer
  • Moan
    Streicher, Knarzen & Voglegetzwitscher in einem Track. Das müsste doch was für meinen Kollegen sein? Einmal mehr nordische Melancholie vertont. Neulich sa? ich neben einem Typen an der paar, der bei den Drinks ganz schön zugelangt hat und irgendwann sagte .”Ich bin Isländer! Ich muss trinken und deprimiert sein, das ist nunmal so”.
  • Always Something better
    Ahhh Vocals von Richard Davis von dem hier noch mal die Rede sein wird, da ich seine Mukke mag. Und so auch diesen Track. Ob es wohl um die nächste Ecke tatsächlich noch was besseres gibt?

In die CD reinhören:

3 Replies to “Trentemoeller – the last resort”

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