Chase & Status – More than alot

Das “Pop’n Bass” Album, dass die Welt retten soll.

M
Das ist eine spannende Geschichte: Das Debut Album More Than Alot” von Chase & Status wurde in den letzten Monaten von DJs, Moderatoren und der Presse so ausnahmlos mit Vorschusslorbeeren versehen, dass es einem schon Angst werden konnte.

Vom “next big Thing” und “Drum’n Bass is taken to another level” war die Rede. Davon, dass dieses Album die Tür zum Mainstream / Chart Erfolg mit einem lauten Knall öffnen soll und somit quasi eine bisher ignorante Ã?ffentlichkeit durch dieses Album zu neuen DnB Anhängern bekehrt werden und die Milliarden auf diese kleine Szene regnen und sich endlich der “verdiente Ruhm” einstellen möge. Das hat seinen Grund jetzt weniger in der absoluten Qualität der Tracks, sondern dem Versuch von Chase & Status, sich über Genregrenzen hinwegzusetzen und mit vielen Stilen der Popmusik zu flirten.

In Summe finde ich es ein bischen zu viel erwartet von einer CD mit 13 Tracks. Das ist auch unfair den Machern gegenüber, die sicher nur ein geniales Album abliefern wollten, aber wohl nicht im Traum daran dachten, die Welt damit retten zu sollen. Deswegen muss man bei der Bewertung auch aufpassen, dass man nicht die Erfüllung der Szene-Erwartungen misst, sondern die (subjektive) “Güte” der Tracks.

Und beim Zusammenbrauen haben sich Chase & Status auf eine wirkungsvolle Formel verständigt, die in der Tat maximale Breitenwirkung – auch im Pop-Manstream – versprechen könnte:

– Ã?berschreite nur selten die magische Radio-Länge von 3:30 Minuten
– nutze sofort wiedererkennbare Hooklines, Melodien, “Refrains” wo immer möglich
– nicht zu viel in einen Track packen, weniger ist mehr. Ein Drumloop reicht
– wechsel zwischen cheesy Pop-Passagen und wüsten Drum’n Bass Parts einfach hin und her


Nun werden wir testen, ob diese Tricks auch funktioniert haben und jeden Track gnadenlos sezieren. Dazu habe ich mir – da Connaisseur_J derzeit immer noch auf einem geheimen Undercover-Recherche-Einsatz ist – einen Gast-Rezensenten geholt: The IMP!

Damit will ich sicherstellen, dass dieser Review nicht gleich in kritikloser Euphorie versinkt.

the IMP meint:
M

meint:
01. Cant Get Enough
Der Titel stimmt schonmal nicht, hatte sehr schnell genug davon! Als CD-Opener ok. Ist mir aber ein wenig zu lulu, die Vocals mag ich einfach nicht. Da fehlt mir das direkte, das derbe an Breaks und DnB! Lullt halt so vor sich hin. Technisch sauber gemacht, aber schon hundertmal gehört.
(Note 3)
Der Opener stimmt perfekt auf die oben genannten Rezepte ein und versucht aus Electro + Vocals + Trance einen Pop’n Bass Track zu machen. Wer das mag, sollte weiterhören, der Rest lieber gleich aufhören. Und “zu Lulu”, das war so klar, das solch ein Stammtisch-Vergleich von Dir kommen muss, lieber IMP.

Aber egal, Hauptsache die Quote stimmt hier auf der Seite mal wieder!

02. Music Club
Zunächst: zu billig der Titelname, das plappert der Typ ja
locker hundertmal vor sich hin!

Sehr cooler Opener in diesem Track, die Bläser gefallen mir. Simple Drums, aber fein mit n bissel Geklöppel erweitert. Schöne “billige”
Filterverläufe auf den Drums, simpel aber effektiv! Geht gut in die Beine, das geplapper des “MC’s” ist lustig, könnte mir aber vorstellen
das es nach fünf mal hören langweilt. Kein �ber-Tune, aber ordentlich.
(Note 2,5)

Ja finde auch, dass dieser Joke (Sendung mit der Maus ähnliche Radio-Anleitung zu “wie macht man einen Drum’n Bass Track”) ziemlich lahm daher kommt.
Fand die verwendeten Billig-Sounds zunächst eher witzig, habe den Track aber ohne die Moderator-Samples in einem Mix gehört und da macht er dann plötzlich mehr Sinn. Beim dritten mal hören, geht er einem dann doch nicht wieder aus dem Sinn. Vieleicht holen Remixe da noch was raus.
03. Against All Odds feat. Kano
Ja wie geil, dieser Hiphop Style mit jahrhundert altem Beat. Sehr geile Vocals! Schiebt erstaunlich gut nach vorne. Boah, das Ding ist voll von
Patina alter Tunes, aber er funktioniert, macht SpaÃ? und irgendwie klingts doch neu. Die vielen kleinen Breaks, Stops funktionieren richtig
gut, verleihen diesem Track eine erstaunliche Tiefe. Gefällt mir sehr gut. Bisher der beste Track.
(Note 1,5)
Das verdient Respekt: Auf einem DnB Album einen HipHop Track zu bringen.

Und dann noch so einen unglaublich guten! Mit Oldschool Flavour und sehr eingängigem Hook ist das ein Paradebeispiel dafür, wie man “Underground” absolut Pop-Rado-Kompatibel hinbekommt. Dieser Song kann in der Oberliga mitspielen und schiesst dort hoffentlich auch Tore.

W-a-h-n-s-i-n-n!

04. Street Life feat. Takura
Burner/Killer/Gänsehaut/Glück egal welches Superlativ, es würde passen. AAAAber: was für eine Frechheit, die gehören wegen seelischer Grausamkeit auf die Anklagebank verfrachtet! 55Sekunden, hallo? Gehts noch? Da hab ich ein fettes Grinsen im Gesicht und die hauen mir selbiges aprubt aus dem Gesicht. Heul, jammer, kotz. So was gemeines aber auch.
(Note 1 für den Song, Note 6 für die Spieldauer!)

ok, verstanden, man baut den Hörer auf, haut ihm von hinten in die Kniekehlen um ihn dann mit dem folgenden Track wieder sanft in die Höhe zu streicheln, das nenne ich musikalischen Psychoterror in Verbindung mit sü�esten Streicheleinheiten

Nach “Aganst all odds” ein weiterer Track der mit voller Wucht an die Mainstream-Tür klopft und dabei trotzdem voll kredibil (schreibt man das wirklich so?) bleibt. Das Rezept geht hier auch auf: Eingängige Vocals und Hooks, fast schon Pop-Ã?hnliche einfache und klare Strukturen machen diesen Track zum absoluten Ohrwurm.
Einen besseren Opener gibt es einfach nicht. Der “wichtigste” Track des ganzen Albums. Kaufen. Pflicht. Sofort. Unglaublich.

PS: IMP, da muss was mit deinen Files nicht stimmen, der Track hat die magischen 3:30 Minuten.

05. Smash TV
was für ein geiler Track! Die Beats mag ich, nicht wirklich schnell, so richtig schön zum hüpfen. Und dann dieser sägende Synth im Zusammenspiel mit dem Bass, Zucker! Simple, direkt, ein Burner, es rollt es hüpft und macht dir Feuer unterm Arsch (fuck Schuhe an, Sand auf die Tanzfläch und: Rock`n Roll. Scheisse, mir geht gleich einer ab, dieser Track haut mich um, keine Ahnung warum genau, er funktioniert einfach perfekt!

(Note 1)
Damit sich auch niemand von all der Pop-Anschmiegsamkeit vergrault fühlt, zeigen Chase & Status nochmal klar und deutlich, für welchen Sound das RAM Label sonst steht: Kompromisslos wird hier geprügelt, was das Zeug hält.
Das ist der neue “Machete” Track! Mehr Rave-Geprügel geht nicht. Es ist aber dabei noch saugenial gemacht. Absoluter Hammer!
06. Pieces feat. Plan B
Ja wie? Gitarrenpop? Hä? Klingt aber erstaunlich gut, hm hm, kommt da
jetzt gleich noch ein Ã?berbrett? Aber wie passt das als Folgetune zu Smash TV? Ah, ah da jetzt jetzt? Oha, ok, ok, hier passiert grad was. JAAAAAAAAAAA haut mir aufs Maul! Leck mich am Arsch, mit die geilste Verarsche die ich je in einem Track gehört hab, was für n Aufwand den Hörer in friedlich, liebliche Gefilde zu versetzen um ihn dann mit so einem schieberumpelfloofiller-Track an zu feuern. Ja was is denn nu los? Schon wieder der Gitarrenbarde, sehr geil eingebundener Break und auf gehts FEUEEEER. Ja Himmel aber auch, jetzt spielt der Gitarrenjodler parallel zum “auf die zwölfsound”, leider nur kurz, aber sehr cool! Sauber gemacht, gefällt mir richtig gut, kommt nicht ganz an SmashTV ran, aber ganz groÃ?es Kino!
(Note 1.5)
Dieser Track schreit am aller lautesten “ich will in die Radio Playlist!”: Gitarren-Band-Hookline-Gejammer-Refrain der allerfinstersten Sorte, der einem sofort nicht mehr aus dem Kopf geht. Und wenn man schon “Prostitution” rufen will, wird ein Breaks-and-Bass Gewitter gedropped, das einem Hören uns Sehen vergeht.

Für alle geeignet, die Pendulums kommerziellen Gitarren-DnB-Stadion-Sound mögen.

07. Eastern Jam
OK, für mich als Asia-Sound Liebhaber beginnt der Track richtig gut und
geht mal hammer weiter. Wobei das nu wirklich kein DnB mehr is! Welcome to NuBreaks/NuRave sontwas Sound. Auf solche Sachen steh ich im Moment tierisch. Sehr vertrakte Sounds, unsinnige Breaks, bekloppte Vocals, schleppend dumpfe Beats. Totale Destruktion! Dazwischen entspannte Percussions und Synths, sauber, lässig, ganz weit vorne. Unglaublich genialer Bass, er schiebt schön aus dem Keller an, moduliert sich fein nach oben um dann wieder ins Bassnirvana ab zu tauchen. Mehr davon, für mich deutlich besser als 90% alle EdBanger und Konsorten Tunes. Weiter so, i love you

(Note 1)
Meiner Meinung nach der innovativste, zeitloseste und wichtigste Track des ganzen Albums. Mit weiblichen “Indien-Vocal-Samples” kann man ja im allgemeinen mehr Fehler machen als Günter Ã?ttinger mit dem Versuch, langsam, verständlich und hochdeutsch zu sprechen, aber hier ist es unfassbar genial. Nach dem obligatorischen Break geht kein DnB Beats, sondern ein Dubstep Drum und Bassgewitter los, dass einen sofort in den Bann zieht.
Eigentlich hasse ich Dubstep, aber das hier ist einfach definitiv der next Level an Musik. Unfassbar genial. KAUFEN!
08. Foundation Skit
Yeah, was für ein geiles RAVE-feeling. Oldschool hoch 10! Uralt
MC-Style, könnte ersten 15 locker 15 Jahre alt sein der Track. Aber wie schon bei Street Life, nur ein kleiner (viel zu kurzer) Apetithappen.
Gemein ist sowas, gemein sag ich!
Ja les’ halt mal sauber, ist ja auch nur ein Skit, deswegen die Länge. Aber ein schöner, der eine Rave-Halle in den Mittneunzigern simuliert. Wenn man genau hinhört, schreien The Imp und ich auch in der Menge in einer Halle in Sinsheim…
09. Take Me Away
So und nun versauen sie es sich komplett. Was für beschissene Drums, man man, das klingt nach den ganzen “wichtig, wichtig” Sachen die du immer anschleifst aber bei denen die Drums voll fürn Arsch sind 😉
Und ich mag die Frauenstimme nich, warum hört man dauernd so ein gejaule? Hatten die Typen nen Hormonstau und sich von der
Besetzungscouch das erst beste Groupie geschnappt? Würgh, grausamer Track. B�H
Diese Art von Breaksbeats mochte ich noch nie und werde ich nie mögen! dünn, klapperig und unnütz! Nichtmal der Bass taugt was!
(Note 6)
Das war natürlich klar, dass Du, lieber IMP, niemals die Schönheit solcher Tracks erkennen wirst. Aber bei den Drums gebe ich Dir recht, die sind schon etwas “schlapp”. Der Track lief in 2008 nun ruff und runter (der mit dem leicht nervigen Wobbel-Bass und dem “Take me awaaaaayyyyy” Schrei.) und hat den Jungs sicher das Album finanziert und die Miete gezahlt, war es doch in den UK Dance Charts ziemlich weit oben.
Ein simpler Peaktime Hit mit kurzer Halbwertszeit, aber gut gemacht. Mittlerweile aber schon deutlich der Lack ab, da man sich an sowas wirklich sehr schnell satt hört. Für alle, die den Matrix + Futurebound Breitwand-Trance-DnB-Vocal Sound mögen (=also ich).
10. Hurt You
ach geh mir wech, das kommentiere ich jetzt nicht mehr. LANGWEILIG! (gleicher Murks wie “Take me away”)
(Note 6)
Hmm, in gewisser Weise hast Du natürlich recht: Es ist eigentlich “Take me away” nur mit anderem Vocal Sample und anderem Drumloop. Es gilt daher das gleiche. Kurzlebiges Dance-Tool, aber schön. Haltbarkeitsdauer ungefähr so wie ein Tetrapack Milch. Mir scheckt’s aber gut!
11. Running
ohje, nu sind wir in den schlimmen 80zigern angekommen. Bitte bitte, da
muss sich jetzt aber schnell was ändern, sonst bekomm ich Ohrenkrebs! Ich will überrascht werden (aber bitte positiv!).
Ja ja, knarz, schrub, schieb, jetzt wird der Sound schon besser. Nur der Jammerlappen (nennt man glaub Sänger) hält einfach nicht den Mund!
Das Klavier finde ich als Kontrast sehr gut! Geniale Idee diese Brazzsoundwand damit brillianter zu gestalten.
Aber der Sänger macht in meinen Augen alles kaputt. Das klingt mir zu sehr nach “wir wollen auch einen TopTen Hit haben”.
Ein Song der sehr viel Potential für mögliche Remixe besitzt, aber hier im Original leider kaputt gemacht wurde.
(Note 3)
Ganz merkwürdig. Engländer sind ja für Ihren schwarzen Humar bekannt: Hier wird das grausamste Stück 80er Jahre Pappe-Drums + New Wave Gejaule zelebriert, das man sich vorstellen kann. Und nach dem Break kommt dann aber ein Dubstep Gewitter, das es in sich hat (ähnlich wie bei “Eastern Times”). Dann wieder der 80er Jahre Pop und dann wieder Dubstep. In Summe funkioniert das ganze auf eine perverse Art und Weise irgendwei doch. Kann im Radio laufen. Im UK Radio zumindest. Jungs, ihr seit genial. Aber die Remixe werden es sicher rausreissen.
12. Take You There feat. Digga
So jetzt langts mir aber, schon wieder so ein gejammer, boring!!! Da
geht nichts, da klingt nichts das lullt einen einfach nur ein. Wer bitte braucht sowas?
Wobei die Beats in Verbindung mit dem Bass ganz gut funktionieren. Die Dubeffekte sind uninspiriert, der Gesang nölig unnötig, die Synths
nudelig langweilig. Ich glaub das nennt man Breakbeats für Kuschelrock CDs 1998.
(Note 4,5)
Von wegen! Das nennt man “atmosphärischen Drum’n Bass mit schönen Vocals mit Reminiszensen an die goldenen Good Looking Jahre der 90er”, du Banause! Was für ein schöner Track!
13. Is It Worth It
jetzt geht das weiter, wie bitte kann jemand mit solchen Krachern so einen Schrott auf CD verewigen? Ist ja nicht zum aushalten!
Ok, jetzt rumpelts wenigstens im Karton. Aber das auch nicht sehr spektakulär, absolute DnB Durchschnittsware! Hundertmal gehört, austauschbar. Und immer wieder dieser grausliche Gesang, würgh.
(Note 4)
Ja, das geht selbst mir einen Tick zu weit. Aber eingängig ist es doch schon. Und der Breaks-Teil haut ordentlich rein. Meiner Meinung aber der schwächste Track.
Fazit
Hm, das ist also ein sehnlichst erwatetes Album?
Dann kann ich nur sagen: das Warten hat sich nicht wirklich gelohnt! Ok, es gibt einige Songs auf diesem Album die mich begeistert haben, die
auch sicherlich noch einige Zeit und auch darüber hinaus aus meinen Lautsprechern knallen werden. Aber grö�tenteils konnte ich die Lieder
kaum vollständig anhören, grausame Langeweile bis hin zu Hassliedern! Nein, für mich ist dieses Album nicht zu empfehlen!

Wobei ich den Jungs klar attestieren muÃ?: extrem viel Potential!

Durchschnittliche Schulnotenbewertung: 3,1
(T4 und T8 nicht gewertet!)

Mehr Oldschool-Happiness, Crossover-Appeal, Mainstream Sublimierung und die konsequente Ausrichtung auf einfache, funktionierende Partytracks an der Grenze von DnB, Dubstep und Pop geht einfach nicht.

Chase & Status zeigen eindrucksvoll, das Drum’n Bass im Jahr 2008 alles sein kann. Das mag manchen etwas zu poppig sein, aber könnte vielleicht den einen oder anderen für diese Musikrichtung neu begeistern.

Wenn Pendulum mit dem letzten Album die Heavy Metal-DnB-Mainstreamer” sind, dann sind Chase & Status mit diesem Album die “Pop-DnB-Mainstreamer”.

Ich wünsche euch jedenfalls, dass ihr mit dem Ding ordentlich Kohle macht, denn das habt ihr euch sowas von verdient.
REINHÃ?REN IST PFLICHT!


http://www.myspace.com/chaseandstatus

In das Album reinhören:

Go to Beatport.com Get These Tracks Add This Player

4 Replies to “Chase & Status – More than alot”

  1. sach ich doch, sach ich doch 🙂
    wobei Track 2 nur mit Einschränkungen.

    Siehst Connaiseur_M, wech mit dem Heulbojengejammer, immer fein auf die Zwölf, so wird das dann auch was 😉

    Wenn du nervige Frauen jammern hörn willst dann kauf dir halt schlechte RNB Scheiben oder das neue Britney Spears Album 😀

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