Zomby – Where Were U in ’92?

the eagle has landed

M
Preisfrage:
Woran kann man erkennen, das ein Musik-Genre jeglichen Anspruch auf Neuheit verloren hat?
Antwort: Es gibt lupenreine Retro-Alben.

Und dieses Album zeigt, dass wir uns alle mit dem Gedanken abfinden müssen, dass Techno, Rave und alle sonstige elektronische Musik ab dem englischen Summer-of-love einfach in der Hall-of-Fame aller anderen Musikgenres angekommen ist. Das ist keineswegs schlimm, sondern soll nur helfen uns alle vom Forward-ever-backward-never-future-is-here Wagen zu holen.

Das solch ein Album dann auch gerade von einem Dubstep-Produzenten kommt, ist britischer Humor pur, da doch das arme Genre von allen gelangweilten Musikjournalisten seit längerem als Innovations- und Futurismufetisch der elektronischen Musik herhalten muss. Und das auch und gerade von der todgeklackerten Minimalszene, die sich eine “Achse London – Berlin” herbei ketaminiert, nur weil ein Dubstep-Produzent auf EasyJet Trip in Berlin mal im Techno-Plattenladen die Toiletten benutzen wollte.


Der Titel des Albums ist Programm wie selten: Alle Lieblings-UK-Hardcore-Rave Sounds der Jahre 1992 – 1995 werden hier wiederbelebt. Alle Breaks, alle Hoover-Samples, alle Rave-Fanfaren, einfach alles, was “damals” unsere Welt und unseren Arsch bewegte. Im CD Booklet steht auch nicht nur, dass das Album ausschlieÃ?lich mit den Samples aus dieser Zeit hergestellt wurde, sondern auch mit dem zeitgemäÃ?en Equipment (Akai 2000 + Atari mit Cubase). Würde letzteres zwar eher für einen Promogag halten, aber es passt wunderbar.

Wer also schon immer mal wieder ein Album voller unschuldiger Hardcore-Rave tunes hören wollte, wird hier seinen xten Frühling erleben. Es ist mir leider nicht gelungen, rauszufinden, wie es Zomby dabei schafft, die Tracks dabei gleichzeitig 100% Oldschool klingen zu lassen und sie dabei trotzdem nach 2008 zu holen. Nichts klingt altbacken. Klar, es ist eher ein Mix denn eine Ansammliung von Tracks, manche sind grade mal über eine Minute lang. Auch die Samples wiederholen sich oft, aber macht nix.

Und um nochmal den “Minimal-Presse” Punkt aufzugreifen: Nur weil Zomby ein Dubstep Produzent ist, wird diese Scheibe doch in den einschlägigen Magazinen überhaupt erwähnt. Hätte Armin van Buuren, Paul van Dyk oder Scooter GENAU DAS GLEICHE Album abgeliefert, wette ich dass es auf dem Hipster-Distinktionismus-befeuerten Scheiterhaufen verbrannt werden würde.

Also: Ein Paradoxon zum anhören. A breath of fresh air. Fall in love NOW!

Unsere Anspieltipps:
(erübrigen sich irgendwie, weil ja hier das Gesamtkunstwerk zählt, aber trotzdem)
  • 05. Tears in the Rain
    Breakbeat + Spooky-Vocal + Wobberbass + Fanfaren = Algebra von zeitloser Schönheit und Anmut
  • 08. Float
    Wenn eine Nacht am morgen mit diesen Chords und diesen zarten Beats zu Ende geht, bleibt nichts anderes, als vor Glück laut zu schreien.
  • 14. U Are My Fantasy (Street Fighter II Theme Remix)
    Der Pressetext fabuliert hier natürlich komplett beabsichtigte Paralelen zu dem jüngt neu aufgelegten Street Fighter Game auf der Playstation. Na gut, lassen wir Zomby seine sublimen Botschaften an den Konsumenten, aber die Samples sind einfach unglaublich Oldschool und der Arcade Tune ist es auch.

In die CD reinhören:

Go to Beatport.com Get These Tracks Add This Player

4 Replies to “Zomby – Where Were U in ’92?”

  1. Passend zu unserem Schwerpunkt Thema “Riester, Rentner, Retroraver” bietet Mixmag – unsere Lieblingspostille für das jungfühlen der Altgewordenen UK Exilanten – einen Rave Age Calculator an, in dem man sein wahres Alter anhand von einfachen Fragen ausre

  2. ” todgeklackerten Minimalszene, die sich eine “Achse London – Berlin” herbei ketaminiert, nur weil ein Dubstep-Produzent auf EasyJet Trip in Berlin mal im Techno-Plattenladen die Toiletten benutzen wollte.”
    Ich lach micht tot! Biste jetzt unter die Kiffer gegangen?
    Aber groÃ?es Album, keine Frage!

  3. ne, der Herr _M hatte schon immer einen natürlichen THC-Spiegel im Bereich der DAUERBONGRAUCHER.
    Aber beim tippen von so einem Satz muss der doch nen Drehwurm bekommen.

    • Wie, was? Kiffer, Bong & Drehwurm. Schnick schnack! Irgendwo muss sich doch das beim hören + lesen angestaute seine Bahn brechen.

      Unsere liebe Seite hier ist daher eigentlich nur ein als *Blog wiedergeborener Entsorgungsbetrieb* für unseren Verbalmüll.

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