Wenn Du zeigen willst, dass Du ein Kenner bist – Deine Freunde werden staunen!

Hier gilt der alte YPS!-mit-Gimmick Spruch endlich mal in Reinkultur.

Hauke Freer, eine Hälfte des von uns heiß geliebten und hier gehypten Lüneburger Edelhouse-Duos (wir haben das Wochenendseminar “Erfinden von authentisch klingenden fiktiven Subgenres für Albumrezensionen in Frauenzeitschriften” besucht. Man muss ja nach allen Seiten offen bleiben. Jetzt wollte ich das halt mal anwenden. War auch nicht so billig das Seminar.) Session Victim war bei der Ausgrabung alter Sould und Disco Schätze für’s Samplen so erfolgreich, dass er es nicht über’s Herz gebracht hat, diese Stücke nicht in ein – hier passt das Wort – zeitloses Mixtape für Sleazy Beats mit dem Namen Winter’s Blessing zu packen. Der Mix ist von Februar aber erst jetzt auf Soundcloud.

Und ist absolut höhrenswert.

Was das mit YPS! zu tun hat? Wer diesen Mix spielt und dabei noch unauffällig und beiläufig tut, kann sich der Anerkennung seines sozialen Umfeldes sicher wähnen. Das klingt so als hätte man wirklich, wirklich Ahnung. Garniert man das noch mit postfaktischen Anektdoten über zufällige Funde von Vinyl “in einem total kleinen Plattenladen in einer Hafenstadt in Guatemala” auf den man bei einer Musikrezensionslesereise durch Südamerika gestoßen war, steht der eigenen Selbstüberhöhung nun wirklich nichts mehr im Wege.

 

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von audibilen Flutwellen und sonischen Hochwassern

… oder: the year of the Übertunes

Jahresrückblicke sind für Blogs eher zweifelhafte Deckmäntel zur Generierung unnützen Contents. Für ein Blog wie dieses hier, welches nahezu ein Jahr ohne Veröffentlichung auskommt, geradezu eine Anmaßung.

Doch HALT! STOP! OBACHT! möchte man dem sich bereits weiterklickenden Digitalreisenden zurufen. Denn es herrscht schwere Wohlstandssorgennot im Rezensentenlande. Ohne Scheu kann hier der Begriff der höheren Gewalt ins Feld geführt werden, für den unsere Anwälte jahrelang in den Vertragsverhandlungen mit unserer Rezensentenrückversicherung gekämpft haben.

Denn 2015 war für unseren kleinen Musikkosmos ein Jahr der Superlative. Die Flut an erwähnenswerten Veröffentlichungen (egal ob nun positiv oder negativ) hat uns schlichtweg umgehauen. Wenn bereits während der Hördauer eines neuen Albums schon mindestens ein weiteres veröffentlicht wird, wie soll man da mithalten? Continue reading von audibilen Flutwellen und sonischen Hochwassern

The Erised – Desire EP

Phtalate für’s Herz aka ukrainischer Future Pop

M
Das hier sollte eigentlich wegen The Erised’s Valentinstag Video auch an selbigem erscheinen, aber Rückdatieren is jetzt auch irgendwie peinlich…

Medschool, das (buah) “kleine Schwesterlabel” (huaa Doppeldeutig, puh) von Hospitalrecords traut sich was. Oder auch nicht. Oder doch. Aber laut eigenem bekunden hätte man so etwas schon vorher veröffentlicht, wenn denn jemand Demos in solcher Qualität eingesandt hätte.

Für ein Label wie Medschool, das sonst eher für quergelegten technoiden elektronischen Drum’n Bass weit links der Mitte steht, ist es eine Überraschung: The Erised sind eine 6-köpfige Live-Band aus der Ukraine, bestehend aus Sängerin Sonya Sukorukova und 5 Musikern, von denen Detail und die beiden Hidden Element Jungs auch schon auf Medschool Compilations vertreten waren und den Kern der Band bilden. Die Väter der Band haben damit alle DnB Gene in die Zeugung der Band eingebracht.

Der Sound der Band ist – jetzt wird’s schwierig für mich, da mir hier die korrekten Stil-adjektive fehlen – Downtempo Pop-Balladen / Folk mit Live-Instrumenten und einer Portion Elektronik (E-drums, Keys, der eine oder andere Frickel-Effekt). Klingt wie irischer Folk-Pop (forgive the incorrectness) mit leichtem Elektronik-Anstrich. Es ist die “live-werdung” eines elektronischen Arrangements.

Der Sound hat nichts, aber auch gar nichts mit Medschool oder Hospital zu tun. Es ist eine mutige Entscheidung des Labels, sich so für neue Sounds zu öffnen, auch wenn mit Bop und anderen auch bisher balladiges zum Repertoire des Labels gehörte, aber eben doch innerhalb des DnB Kosmos. Daher bleibt zu hoffen, dass mit The Erised ein neues Kapitel, eine dauerhafte Erweiterung des Labelsounds beginnt und nicht nur eine Eintagsfliege.

Auf der anderen Seite ist es auch wieder wenig mutig vom Label, denn gleich Pray das erste Stück der Band ist so eine unglaubliche Hammernummer, das man sie einfach veröffentlichen muss. Glaubt man den Interviews der Band war es auch so, dass Pray gar nicht als Demo für Medschool gedacht war, sondern The Erised einfach nur Industrie-Meinungen einholen wollten zu ihrem Band-Projekt. Aber Medschool hat einfach zugegriffen und sofort das Signing gewollt.

The Erised treffen mich direkt ins Herz. Schwülstige Popballaden vom eigentlich Alleroberschlimmsten wieden hier zum Herzenserweichmacher.

SEUFZ!

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Bop – Lucid Dreaming feat. Elsa Esmeralda

  • Er: click, copy, tipp, paste, double click, delete, rename, tag, share, embed, format, administrate
  • Sie: was wurschtelst Du denn da am Rechner seit Stunden rum?
  • Er: Äh ja das was ich immer mache: Musik suchen, finden, katalogisieren, taggen, organisieren, kaufen, verschieben, darüber schreiben
  • Sie: Hm ja und wann hörst Du sie an?
  • Er: Ja, also ich will ja gut vorbereitet sein und im Alter dann alles mal anhören
  • Sie: OK also das wäre dann jetzt.

Mendoza – Love Druggie

M

Die Debut-Single der Dänin Mendoza läuft seit kurzem auf der rinse.fm daytime playlist und einmal gehört, war es natürlich sofort um mich geschehen. Der Track ist unwiderstehlich. Es fehlen nur die Beats und der Bass. Der Track macht gerade in den sozialen Netzwerken und auf Youtube eine steile Karriere. Würde ein Mobilfunkanbieter dieses Tune in der Werbung verwenden, wäre alles aus. Im Vice Magazin erzählt Mendoza, wie das alles passierte.
This is officially 1a Unfassbarkeitsmaterial!

Zum Glück gibt es von Nivolt einen Remix, der Beats und Bass so passgenau hinzufügt, als hätte Annie Mac den Track genau so als Opener für Ihre Sendung bestellt.

Volor Flex – Sabo

Aufhören, wenn’s am schönsten ist

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Das Jahr ist fast zu Ende und BÄM! kommt das Album des Jahres. Von Volor Flex, den wir hier ständig hypen. Der gefühlt jeden Monat ein Album rausbringt. Der die Formel “Burial 2.0” perfektioniert hat. Seinen Erfinder mittlerweile um Längen überholt hat.

Und jetzt das: Volor Flex goes out with a bang! Er hat sich entschieden, sein Pseudonym zu beenden, das Kapitel endgültig abzuschließen und neue, andere Musik unter einem anderen Namen zu machen. Mit seinem vierten Album Sabo setzt einen Schlusspunkt. Oder eher Schlusspunkte. Eine ganze Menge davon. In insgesamt 21 (einundzwanzig!!!!) Stücken liefert er sein Meisterwerk ab. Eine Art “Best of Volor Flex“. Und wie konsewuent es doch ist, eine Formel, die man nicht mehr verbessern kann, einfach zu beenden. Zu entscheiden “es wird nicht besser, man soll aufhören wenn’s am schönsten ist.

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Des Kaisers neue Kleider revealed – endlich!

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Wir hatten uns das nicht getraut zu sagen. Nein, ehrlicherweise hätten wir schon, also vielleicht, aber wir waren wieder mal so spät dran, dass es uns einfach zu peinlich war. Wir schon im Rückblick-Post erwähnt, hätten wir das ja vielleicht am Jahresende machen können. Haben wir uns auch nicht getraut. Statt dessen schieben wir lieber andere vor, die Wahrheit zu sagen.

Obwohl das XLR8R Magazin mit uns nicht einer Meinung ist und Bonobo als “Worst 20 Album” betitelt und wir im Gegenteil unter den “Top 20”, so bin ich doch total erstaunt von der Tatsache dass sich endlich jemand traut die Wahrheit zu sagen:

no amount of media saturation could conceal the fact that Random Access Memories was in reality a pretty dull record

So geschehen in der XLR8R Liste der 20 enttäuschendsten Alben 2013.

Immerhin sind Daft Punk da auf Platz 2. Die traun’ sich was!

Unsere Geschenktipps 2013


Weihnachtsgeschenke!
Ausgelatschter geht’s kaum in einem Blog. Dachtet Ihr. Checkt mal die Historik: Langjährige (aka vor langen Jahren einmal) Erfahrung in der Beratung, was man denn nun schenken sollte ist hier zu Hause! Hammer Überleitung, denn es geht um Musik, die man (auch) Personen schenken kann, die nicht jede Hyperdub Katalognummer auswendig kennen oder Ihre Fabric First membership ID. Auf diesen Artikel habe ich mich soo lange gefreut, ist doch der missionarische Auftrag unsere Grundmotivation.

Leuten also, die wehrlos Eurem missionarischen Eifer ausgesetzt sind, die Welt musikalisch ein Quentchen besser zu machen. Zudem beste Entschuldigung, mal Alben zu erwähnen, die wir zu rezensieren verschlafen hatten. Endlich mal wieder tolle Wurst also. Sit Back and Order alles als CD und dann verschenken. Am besten zum neuen Jahr und nicht an Weihnachten, das geht ja dann doch nur unter.

Hier also unsere subjektive Auswahl schöner “Homelistening” Alben des Jahres 2013, die man auch bei kalter Jahreszeit sehr gut hören kann. Ja, man muss alle besitzen. Ja man muss mindestens eines davon verschenken:

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Fettes Brot – 3 is ne Party

aber nicht für schwache Mägen

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Danke nein, sage ich diesmal. Aus Verstörung und Anstrengung. Es ist mir auch nach mehrmaligen Versuchen nicht gelungen, das Album wenigstens ein mal am Stück durch zuhören. Schlichtweg zu anstrengend. The Definition of Kakophonie imho.

Als ich vor einiger Zeit die Pre-Single-Auskopplung KussKussKuss hörte, hielt ich das ehrlich gesagt für eine Persiflage auf nervige Poppartyhiphop Songs. Nein, das ist wohl ernst gemeint und geht nun fast ein ganzes Album lang so.

Irgendwie scheinen es die Brote eilig zu haben. Oder sie wollen eine Acapella band werden. Selten hörte ich ein Album, bei dem Sprechgesang und Musik so gegeneinander gearbeitet haben. Die Tracks wären ohne Sprechgesang vielleicht interessant. Sperrig, holzig, splittrig klingen sie in etwa so wie man sich vorstellt, eine nagelbesetztes Glassplitterbonbon zu lutschen. Es schmerzt beim hören. Aber nicht weil die Tracks nun schlecht gemacht sind, im Gegenteil, das ist alles hoch fein und komplex. Aber irgendwie zu viel. Voll gestopft ringen alle Frequenzbänder gleichzeitig um Aufmerksamkeit (Toten Manns Disco, Josephine, KussKussKuss).

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