Nur zur Klarstellung: Ich verehre Tony Coleman aka London Elektricity zutiefst für seine Alben, für Uberuberubertunes wie
Born To Synthesise, für den unterhaltsamsten DnB Podcast ever, for creating and leading Hospital und for being der Chef überhaupt. Der CEO of DnB sozusagen. Jedes neue Album wird umgehend in den persönlichen Hype-Olymp befördert.
Aber selbst ich, der also wegen Befangenheit von jeder Rezension ausgeschlossen werden müsste, muss hier stutzen und den Titel “Yikes!” (zu deutsch ungefähr “ach du meine Güte!”) ausrufen. Denn Tony Coleman ist wohl von akuter Eltonjohnitis (manchmal auch Philcollinsitis genannt) befallen. Nur weil er jetzt bald 50 wird, muss er doch nicht das DnB Pendant zu Candle in the Wind machen. Oder Tracks, die auch bei Disney Weihnachtstrickfilm Schmonzetten laufen könnten (oder Tierfilmen) oder – schlimmer noch – in Musicals.
I am a bit shocked! Hätte es natürlich wissen müssen, denn seine Begeisterung für Bop oder auch Mr Sizef & Unquote’s – Hide Ur Tears Because We Are In Heaven schien doch etwas “mutiert” zu sein. Rückblickend hat er den Faden, den er mit Just One Second begonnen hat, einfach weiter gedacht: Auf fast allen Stücken singt die schwedische Sängerin Elsa Esmeralda (aka zeitweise Prinzessin Valium, wenn ihr euch mal die making ofs anschaut…) mit ihrer prägnant genialen Stimme genommen und nur noch Popsongs und Balladen aufgenommen. Hängt das mit dem Alter zusammen?
Wollte hier eigentlich total prägnant und genial formulierte Statements zur positiven Entwicklung von DnB vom juvenilen Jugendwahnstil hin zu erwachsenem Genre a la Rock bringen (das ja mittlerweile auch die komplette Bandbreite von Jugendband bis Rentnerband glaubwürdig verkörpert), aber mir sind alle meinen tollen Sätze entfallen. Oder sie wurden nicht genehmigt, was auch immer. Auf jeden Fall scheint es sich in diesem Fall um ein Beispiel für die mit dem Alter wohl vermehrt auftretende Zerfaserung, Verweichlichung, Versamstagabendunterhaltungung von Musik zu handeln.
Kuschel-DnB. irgendwie.